Bündnis 90/Die Grünen

in Lichtenau & Sachsen b.A.

Energiewende selbst gemacht

Dasselbe in Grün ist keine Lösung!

Markt Lichtenau – "Zu Beginn Ihres Wirkens waren Sie in den Augen vieler ein 'Spinner'. Heute werden Sie als Energiepionier bezeichnet und sind ein erfolgreicher Unternehmer", begrüßte Manfred Eschenbacher, Sprecher des Ortsverbands Lichtenau und Sachsen b. A., den Referenten Willi Krauss zu seinem Vortrag. "Wir freuen uns sehr, dass Sie heute bei uns zu Gast sind und uns den aktuellen Stand in Sachen erneuerbare Energie und Effizienz vermitteln und mach- sowie bezahlbare Alternativen vorstellen werden", schloss Eschenbacher.

22.01.20 –

"Wussten Sie, dass der erste Porsche ein Elektro-Auto war?", stieg Willi Krauss in den Abend ein, "Das war im Jahre 1899 und brachte die Konkurrenten Daimler und Diesel damals in Bedrängnis." Er begann seinen Vortrag also mit einem weiten Rückblick. Seine persönliche Retrospektive beginnt in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, in der stets Eines im Zentrum seines persönlichen Schaffens und Wirkens stand: die Verwendung der Energie der Sonne und das Bauen mit natürlichen Rohstoffen. Bis heute hat ihn das Thema nicht mehr losgelassen. Dennoch erhebe er keinen Anspruch darauf, "die eine Lösung" gefunden zu haben!

Prinzipiell sei heute festzustellen, so der Unternehmer, dass es kein Energie-Problem gebe, sondern ein Energiespeicher-Problem. Damit ist vor allen Dingen die Speicherung von Energie zwischen Tag und Nacht oder zwischen Zeiten eines erhöhten und eines niedrigen Energiebedarfs oder zwischen einer hohen Energie- und einer niedrigen Energieproduktion gemeint. Die Krux ist nämlich: Energie wird uns von der Sonne zumeist dann in großer Menge zur Verfügung gestellt, wenn wir keinen hohen Bedarf haben. Also tagsüber und wenn es draußen sonnig warm ist. Darüber hinaus sei heute eine große Herausforderung, den Energiebedarf eines Haushalts für Wärme – also Heizen und Warmwasser, elektrischen Strom sowie die E-Mobilität mit erneuerbarer Energien in Einklang zu bringen. Auch bei dieser Aufgabe müsse die Energiespeicherung sinnvoll gelöst werden. Die Wärmeenergie stelle dabei den größten Anteil in einem Haushalt dar und bedürfe deshalb besonderen Augenmerks.

Eine moderne Fotovoltaik-Anlage, die bei begrenzter Dachfläche heute alternativ auch auf Ost- und Westdächern, Nebengebäuden, Carports und sogar an Fassaden sowie Zäunen errichtet werden kann, belegt zum Beispiel für 10 kWp (Kilowatt-Peak) ungefähr 80 m² Dachfläche, erklärte der Unternehmer. Damit kann eine Energie von bis zu 10.000 kWh (Kilowattstunden) im Jahr erzeugt werden. Eine optimale Nutzung teilt sich auf den Haushaltstromverbrauch mit Einsatz eines elektrischen Tag-Nacht-Speichers und dem Verbrauch der übrigen Energie für Warmwasser, E-Mobilität sowie Heizung auf. Je 10.000 gefahrene Kilometer müsse man im Schnitt mit 2.000 kWh für Elektromobilität rechnen. Die effektivste Möglichkeit Wärmeenergie mithilfe einer Fotovoltaik-Anlage zu erzeugen, sei mit einer Luft-Wärmepumpe. Auch der Einsatz einer Heizpatrone bei sehr geringem Warmwasserbedarf sei noch sinnvoll. Die beste zu wählende Variante hinge vor allen Dingen davon ab, welche Voraussetzungen vor Ort gegeben seien: vorhandene Heizungsanlage, Dachfläche, Isolation. Es gelte dabei die Maxime „Nicht alles was technisch möglich ist, ist energetisch sinnvoll und noch lange nicht kaufmännisch wirtschaftlich“, merkte der Referent an.

Aber auch der Einsatz von Solarthermie ist eine sinnvolle Möglichkeit zur Erzeugung von Wärmeenergie, meinte Willi Kraus. Schon mit einer Fläche von sechs bis acht Quadratmetern kann der Warmwasserbedarf für einen Haushalt von drei bis vier Personen erzeugt werden. Mit mehr Fläche für Solarthermie könne zusätzlich eine Heizung effektiv unterstützt werden, was vor allen Dingen in den Übergangsjahreszeiten deutlich spürbar sei.

Das Fazit des Referenten lautete, bei begrenzter Dachfläche und einem gut isolierten Haus der Fotovoltaik den Vorzug zu geben. Je weniger effizient ein Gebäude und je höher der Wärmebedarf ist, desto wirtschaftlicher interessanter sei der Einsatz von Solarthermie. Immer müssten bei den wirtschaftlichen Betrachtungen auch die Wartungskosten für den Betrieb mit bedacht werden. Letztlich sei eine gut geplante Investition in Fotovoltaik und Solarthermie eine nachhaltige Geldanlage, eine Wertsteigerung der Immobilie und verschaffe Sicherheit, Unabhängigkeit und Komfort.

Schlussendlich plädierte Willi Krauss vor allen Dingen dafür, unseren Energieverbrauch insgesamt zu reduzieren und zu reformieren. „Dasselbe in Grün ist keine Lösung“, so der Energiepionier und führte beispielhaft an, dass ein zukünftiger Stau auf der A6 nur mit Elektroautos, in denen jeweils ein Fahrer sitzt, nicht das Ziel sein darf. Der Abend klang im Gasthaus zur Post mit vielen Fragen und einer lebhaften Diskussion aus.

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