Aktuelles

Fleisch in Maßen statt in Massen - Donnerstag ist Veggietag

Bericht zur Aktionswoche

15.10.12 –

Mit einer intensiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit inklusive rund 130 Infoschreiben an örtliche Politiker, Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Firmen bereiteten wir unsere Aktionswoche „Fleisch in Maßen statt in Massen - Donnerstag ist Veggietag“ vor.  

Eröffnet wurde die Woche dann am Montag, 15.10.2012 mit dem Vortrag „Weniger ist mehr - wie viel Fleisch verträgt unser Planet“ von Isabel Boergen im Vortragsraum im Haus der Geschichte Dinkelsbühl. Frau Boergen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fachreferentin für Ernährung, Nutztierhaltung und nachhaltige Landwirtschaft der Schweisfurth-Stiftung München. 

Der Stiftungsgründer Karl Ludwig Schweisfurth war als Eigentümer von „Herta“ einst einer der größten Wurstfabrikanten Europas. 1985 verkaufte er das Familienimperium, das mit 1,5 Milliarden DM Umsatz pro Jahr zu den ganz Großen der Branche zählte. Von dem Erlös gründete Schweisfurth die gleichnamige Stiftung, deren Schwerpunkt in der Förderung einer menschen-, tier- und umweltfreundlichen Land- und Lebensmittelwirtschaft liegt. Seine ebenfalls in den 80er Jahren gegründeten Herrmannsdorfer Landwerkstätten gelten heute als Pionierbetrieb der handwerklichen, artgerechten und nachhaltigen Herstellung von Lebensmitteln. "Wir sind vom rechten Weg abgekommen und marschieren genau in die verkehrte Richtung“, sagt Schweisfurth heute. „So, wie wir mit der Natur umgehen und so, wie wir mit den Tieren umgehen, kann das nicht gut gehen. Die Werte werden uns alle aus der Hand geschlagen, wenn es nur darum geht, immer noch mehr, immer noch schneller und immer noch billiger zu produzieren.“ 

Frau Boergen zeigte in ihren Ausführungen auf, welche fatalen globalen Auswirkungen die industrielle Herstellung von Produkten tierischen Ursprungs hat: Übergewicht und Zivilisationskrankheiten einerseits und Welthunger andererseits, klimatische Veränderungen, Spekulation mit Agrarrohstoffen, Wasserknappheit, Land- Boden- und Nahrungskonkurrenzen und die 

Auswüchse bei Tierzucht, -haltung und -transport. Sie zeigte aber auch auf, was der Einzelne dagegen tun kann: bewusster konsumieren, höhere Preise akzeptieren, sich für weniger Quantität, dafür mehr Qualität entscheiden, regionale, saisonale und ökologisch erzeugte Produkte kaufen. Das kleine, aber sehr fachkundige Publikum führte in der anschließenden Diskussion diese Gedanken fort. 

Die leider durch einige technische Schwierigkeiten beeinträchtigte Kinodoku „Raising Resistance“ des Regisseurs David Bernet am 16.10.2012 machte eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen dem europäischen Massenkonsum von Fleisch und den riesigen Sojaäckern in Paraguay klar, liefern diese doch die Futtermittel für die europäische Massentierhaltung. Schon das allein wäre ausreichend, dass die dortigen Kleinbauern in einer modernen Form von Kolonialismus von Großgrundbesitzern verdrängt werden und ihre Lebensgrundlage verlieren. Die gentechnische Veränderung der Sojapflanzen und der massenhafte Einsatz von Glyphosat („Roundup“) führt dazu, dass die traditionell angebauten Pflanzen der campesinos vernichtet werden, Krankheiten unter Kindern und Erwachsenen zunehmen. Der immer stärker werdende Protest „raising resistance“ der Bauern, angeführt vom Hauptdarsteller des Films Geronimo Arevalos, wird erbittert bekämpft, zu Gunsten der Profite der Großgrundbesitzer und Börsenspekulanten und zu Gunsten der Billigproduktion von Fleisch in Europa.

Für uns, die wir den Film gesehen haben, haben die bisher Namenlosen mit Geronimo und seinen Mitstreiter/innen ein Gesicht und unsere Sympathie bekommen und uns in unserer Meinung bestärkt, dieses Fleisch nicht (mehr) zu wollen. Wir planen, den Film in einwandfreier Qualität ein weiteres Mal zu präsentieren.  

Ganz entspannt - auch für uns vom Orgateam - ging es dann am Mittwoch mit dem vegetarischen Kochkurs „Vegetarisch genießen – heimisches Gemüse neu entdeckt“ weiter. Von den beiden Referentinnen für Hauswirtschaft und Ernährung Sabine Kränzlein und Ilona Zeh hervorragend vorbereitet, entstanden in überschaubarer Zeit viele verschiedene Suppen, Hauptgerichte, Salate, Brotaufstriche, Gemüsedrinks und Desserts. 

Beim anschließenden Durchprobieren der Gerichte konnten wir uns davon überzeugen, wie lecker Steckrübe, Pastinake, Schwarzwurzel & Co schmecken. Man kann also auch flott, preiswert und gesund ein schmackhaftes Essen ohne Fleisch auf den Tisch bringen, so waren sich alle 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Und dabei haben wir ausschließlich mit heimischen und saisonal derzeit verfügbaren Gemüse gearbeitet und dabei von den vielen anderen Möglichkeiten der vegetarischen Ernährung noch gar nicht Gebrauch gemacht. 

Höhepunkt der Themenwoche war zweifelsfrei die Podiumsdiskussion am Freitag zum Thema „Fleischkonsum - wie stehen Sie dazu?“ Unter der Moderation von Kreisrat Uwe Schreiner diskutierten im überfüllten Nebenzimmer des Gasthauses „Wilder Mann“ Annette Bayha, Chefassistentin am Verbundklinikum Landkreis Ansbach, Pfarrer Markus Roth aus Segringen, Fritz 

Klemm, Koordinator des Bereiches Rindfleisch des Schlachthofes Crailsheim, Fitnessstudioinhaber Klaus Wirth und Demeterlandwirt Bernhard Schürlein. 

So unterschiedlich der derzeitige eigene Fleischkonsum von den Diskussionsteilnehmern geschildert wurde, so war man sich doch - weitgehend - einig, dass eine Reduzierung wünschenswert wäre. In der weiteren Diskussion ging man auf die Themen Hunger, Schöpfung/Ethik, Klima/Umwelt/Trinkwasser, Massentierhaltung/Tierschutz und Gesundheit ein. Vom Organisationsteam wies Karin Ritter zusammenfassend auf die globalen gravierenden Auswirkungen der Massentierhaltung hin, Robert Tafferner forderte abschließend jedermann/-frau auf, sich individuell mit diesen Folgen auseinander zu setzen und seine ganz persönlichen Konsequenzen bezüglich seines Fleischkonsums zu treffen.

Dank des strahlenden Oktoberwetters waren die klimatischen Voraussetzungen für einen gelungenen Abschluss der Aktionswoche am Samstag beim Infostand vor dem Münster hervorragend. Die angebotenen vegetarischen Brotaufstriche auf frischem Bauernbrot trugen ebenfalls dazu bei, dass sich sehr viele Passanten - Einheimische wie Touristen - zum Probieren, längeren Diskussionen und Mitnehmen unseres Infomaterials verführen ließen.

Mit der letzten Veranstaltung ist unsere Aktionswoche nicht beendet: Bestärkt durch ungezählte positive Stimmen im Verlauf dieser Woche werden wir bei Stadt sowie Landkreis beantragen, dass in deren Einrichtungen ein Veggietag eingeführt wird. Durch weitere Veranstaltungen werden wir das Thema immer wieder in Erinnerung rufen, konkret in Planung ist beispielsweise am 15.und 16.12.2012 ein vegetarischer/veganer Stand am Dinkelsbühler Weihnachtsmarkt. 

Wir erhoffen uns aber auch viele ähnliche Aktionen an anderen Orten. Dafür stehen wir vom Organisationsteam dank unserer gewonnenen Erfahrungen mit Rat und Tat jederzeit gerne zur Verfügung. 

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