Bündnis 90/Die Grünen

in Stadt und Landkreis Ansbach

Pflegekräfte – unerlässlich für die Gesellschaft

17.03.21 –

Positionspapier. Der Pflegenotstand in Deutschland ist seit Jahren offensichtlich. Schon vor Corona fehlten ca. 30.000 Pflegekräfte. Im Verlauf der 2. Coronawelle hat sich die Situation noch verschärft, ca. 10.000 Pflegekräfte haben das Handtuch geworfen. In den nächsten 30 Jahren werden – wegen der zunehmend alternden Gesellschaft und dem damit einher gehenden Pflegebedarf – ca. 50.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Und das Ganze auf dem Hintergrund, dass derzeit fast die Hälfte der Pflegekräfte innerhalb von 10 Jahren nach der Ausbildung den Beruf wechselt und sich von dem Pflegeberuf abwendet. Damit stellt sich zunächst die Frage, was die Gründe für die erkennbar mangelhafte Attraktivität des Pflegeberufes sowohl im klinischen Bereich als auch in Alten- und Pflegeheimen sowie in der ambulanten Pflege sind.

Interessant ist, dass Umfragen unter Pflegekräften ergeben haben, dass eine bessere finanzielle Entlohnung zwar für notwendig, wichtig und angesichts der großen Verantwortung auch für angemessen erachtet wird, aber nicht für das entscheidende Kriterium gehalten wird. Die größte Belastung für die Pflegenden sind deren Arbeitsbedingungen. Über alle Bereiche hinweg gibt es immer noch sehr häufig bei den Arbeitszeiten Schichtdienst mit festen Zeitstrukturen,mit Wochenend-Diensten und im stationären Bereich bis zu 12 Nachtschichten im Monat. Flexible und damit familienfreundliche Arbeitszeitmodelle gibt es viel zu wenig.

In vielen Bereichen ist eine mittlerweile unzumutbare Arbeitsverdichtung zu verzeichnen. Nur beispielsweise seien genannt 8-Stunden-Schichten in der Notaufnahme ohne Pausen, nur eine Nachtwache in Alten- und Pflegeheimen pro Station, oder bis zu 20 Hausbesuche pro Tag und Pflegekraft in der ambulanten Pflege – und das angesichts der Tatsache, dass je nach Pflegegrad die Patienten auch Anspruch auf Betreuung oder hauswirtschaftliche Leistung haben. Hinzu kommt, dass nicht nur, aber insbesondere, in Pflegeheimen die Arbeit mit hoher körperlicher Belastung und psychischen Heraus-forderungen verbunden ist. Und unabhängig von all diesen Einzelproblemen leiden gerade klinische Pflegekräfte darunter, dass so gut wie keine Zuwendung zum Menschen mehr stattfindet, keine Kommunikation mit den Patient*innen, und damit keine Bedürfnisermittlung möglich ist. Das fatale Ergebnis dessen ist, dass ein zentrales Motiv für das Ergreifen eines Pflegeberufes, nämlich die Hilfe und Fürsorge für den kranken, alten oder behinderten Menschen, infrage gestellt wird. 

Die Mangelsituation in der Pflege zu beheben ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens ein- oder mehrmals auf Pflege angewiesen.Was ist zu tun?

Wichtig ist es zunächst, dass die Pflegekräfte selbst - ähnlich wie dies die Ärzte schon lange getan haben – eine Verbandsorganisation erhalten, um ihre Interessen der in den Bereichen Gesundheit und Pflege relevanten Akteure besser zur Geltung bringen zu können.Bemühungen in dieser Richtung sind zu unterstützen. 

Zu begrüßen ist es, dass ab Juli 2021 endlich ein Mindestlohn für die Pflege gilt und in Teilen der Pflege durch TVÖD und AVR darüber hinaus Tariflöhne zufriedenstellend geregelt sind. Da es aber viele private Anbieter gibt, die außertariflich teils auch höhere, aber häufig eben auch deutlich schlechtere Löhne zahlen, ist für diesen Bereich ein Tarifvertrag erforderlich, der ggf. auch für all-gemeinverbindlich erklärt werden muss. 

In allen Bereichen der Pflege sind flexiblere und damit familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle anzustreben und durch Vorhaltung von ausreichend Personal eine zum Teil schon gesundheitsschä-digende Überbelastung des Stammpersonals zu vermeiden. Im Krankenhausbereich wird derzeit versucht, das Problem durch Einzelmaßnahmen wie die Einführung von Pflegeuntergrenzen und die Herausnahme der Pflege aus dem Fallpauschalensystem anzugehen. Eine dauerhafte Verbesserung der Krankenhausfinanzen gerade im ländlichen Bereich wird aber erst erreicht werden können, wenn die Investitionskosten komplett, ggf. je zur Hälfte von Bund und Land, finanziert werden und bei den Betriebskosten der in den Ländern in die Krankenhausplanung aufgenommenen Häusern die Vorhaltekosten ausreichend und unabhängig von den Fallpauschalen für einzelne Behandlungen aus dem Bud-get der Krankenkassen finanziert werden. Auch in der Pflege muss schließlich der technische Fortschritt z.B. durch Robotik und Digitalisierung Einzug halten, um die Belastung des Personals bei körperlicher Arbeit und im Bereich der Bürokratie – Stichworte: digitale Patientenakte und Dokumentation –zu reduzieren.

Beschluss der Kreismitgliederversammlung am 17. März 2021
Erarbeitet vom Arbeitskreis Gesundheit und Pflege

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