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23.08.21 –
Ansbach/Ortsverband . Ab heute auf Bücher verzichten, weder Papier noch Tinte verbrauchen, Bäume müssen nicht gefällt, Seiten nicht gedruckt und transportiert werden, trotzdem immer eine kleine, dabei sehr leichte Bücherei dabei haben -Win-Win für mich und die Umwelt? Hinsichtlich Klimarelevanz keine einfach zu beantwortende Frage!
Ökobilanz:
Herstellung, Ressourcenverbrauch, Anwendung, CO2-Emmissionen und Entsorgung - eine vollständige Ökobilanz für E-Book-Reader und Bücher aus Papier ist kaum möglich, denn sie hängt sowohl von Herstellungsorten wie -bedingungen ab wie auch stark vom individuellen Verhalten der Leser:innen. Es gibt dazu verschiedene Studien und sie kommen auf unterschiedliche Zahlen.
Das gedruckte Buch hat nicht ausgedient: Im Jahr 2019 sind rund neue 70.400 Buchtitel auf dem deutschen Markt erschienen und allein die deutschen Verlage produzieren pro Jahr knapp eine Milliarde Bücher.
Mehr als 80 Prozent werden derzeit auf Frischfaserpapier gedruckt. Das Umweltinstitut München nimmt an, dass für eine Million Kopien eines Buches mit durchschnittlich 250 Seiten über 12.000 Bäume gefällt werden müssen. Außerdem werden bei der Herstellung von Büchern sehr große Mengen Wasser und Energie verbraucht. Druck und Vertrieb fallen ebenfalls ins Gewicht.
Bücher werden noch viel zu selten auf Recyclingpapier gedruckt, weil Recyclingpapier angeblich für den Buchdruck ungeeignet ist. Dagegen spricht, dass es hochqualitatives Umweltpapier bereits für Zeitschriften und Bücher gibt.
Ein kanadischer Verlag hat es vorgemacht und die Millionenauflage eines Harry-Potter-Bands auf 100 %-Recyclingpapier gedruckt. Allein dadurch sind 30.000 Bäume vor der Rodung bewahrt und über 47 Millionen Liter Wasser eingespart worden. Allerdings fallen auch bei der Herstellung eines Buches auf Recyclingpapier noch 0,9 kg CO2 an, ansonsten sind es etwa 1,1 kg.
Wichtig für die Ökobilanz eines E-Book-Readers ist zunächst der Herstellungsort. Die meisten Geräte werden in China hergestellt. Deshalb muss immer auch der lange Transportweg, entweder mit dem Schiff oder sogar dem Flugzeug, mit eingerechnet werden.
In den Geräten werden zahlreiche seltene und edle Metalle, darunter Kupfer, Silber, Gold oder Palladium verbaut. Da ist die Batterie bzw. der Akku noch gar nicht berücksichtigt. Zusätzlich steckt in den Geräten jede Menge Kunststoff. Daher ist die Lebensdauer und auch ein mögliches Recycling der Lesegräte von immenser Bedeutung für die Ökobilanz. Denn 99 % des Energieverbrauchs und der Treibhausgas-Emissionen, hat das Freiburger Ökoinstitut errechnet, verursacht die Herstellung eines E-Book-Readers, rund 24 Kilogramm CO2-Äquivalente.
Der anschließende Gebrauch ist trotz des immer wieder notwendigen Aufladens des Akkus besonders energiesparend. Wer seine Bücher auf einem gewöhnlichen Tablet liest, der verbraucht deutlich mehr Strom. Wichtig ist bei den Readern vor allem, dass sich der Akku austauschen lässt.
Entsorgung:
Hier könnte der Reader die gedruckten Bücher schlagen, wenn die Verbraucher:innen ihn richtig entsorgen würden. Leider landen zu viele Altgeräte im Hausmüll, wo sie nicht hingehören, obwohl einerseits die Hersteller verpflichtet sind, Altgeräte zurückzunehmen. Auch Wertstoffhöfe können die Lesegräte sinnvoll für das Recycling entsorgen.
Bücher aus Papier verstauben meist im Regal. Auch bei ihnen kann die Ökobilanz verbessert werden: einfach weiterverschenken oder teilen - auch in Ansbach gibt es ein öffentliches Bücherregal. Hier kann jede:r ausgelesene Bücher abstellen und kostenfrei welche mitnehmen.
Das Freiburger Öko-Instituts rechnete 2019 aus, dass sich mit gutem Gewissen nur Vielleser:innen einen E-Book-Reader kaufen können, die pro Jahr 60 Bücher oder mehr lesen. Dann schlägt dieser die Ökobilanz der gedruckten Bücher deutlich, umso mehr, je länger der Reader im Einsatz ist.
In der Regel dürfte das Buch aus umwelttechnischer Sicht vorne liegen. Denn eine Studie der Stiftung Lesen zeigt: Lediglich 25 Prozent der Deutschen lesen ein bis vier Bücher pro Monat, mehr als 50 Bücher im Jahr lesen sogar nur drei Prozent der Bevölkerung. Ein Viertel der Bevölkerung greift nie zum Buch.
Bei Weniglesern gilt dabei ein Aber: Wer bereits einen Reader hat, sollte ihn auch nutzen, damit sich die Herstellung gelohnt hat. (Oder ihn an Vielleser verschenken …)
Wer auch als Vielleser lieber ein richtiges Buch in der Hand hat und sich gar nicht mit E-Book-Readern anfreunden kann, kann trotzdem ökologisch punkten: Das Leihen von Büchern in Bibliotheken ist umweltmäßig unschlagbar, vor allem, wenn Du mit dem Fahrrand hinfährst!
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Und hier noch eine Buchempfehlung: „Handbuch Klimaschutz - Wie Deutschland das 1, 5-Grad-Ziel einhalten kann: Basiswissen, Fakten, Maßnahmen“ von Karl-Martin Hentschel.
»Endlich eine Studie, die den Stand der Klimawissenschaft verständlich für Laien zusammenfasst. Sie sagt uns, was wir in Deutschland tun können und müssen, um die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Das Ergebnis ist zugleich beruhigend (Wir können es gerade noch schaffen) und hochgradig beunruhigend (Es ist eine gigantische Aufgabe!). Aber die letzten Monate haben uns auch gezeigt, wozu wir als Gesellschaft fähig sind, wenn der politische Wille vorhanden ist.«
Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung
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Quellen zum Nach- und Weiterlesen:
https://www.quarks.de/?s=e-book&q=e-book&submit=
„Jeden Tag die Welt retten“ von Julia F. Allmann, Gräfe und Unzer-Verlag 2020
„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ (Erich Kästner)
Daher veröffentlichen wir jetzt jede Woche neue Tipps, wie wir zum Klima- und Naturschutz beitragen können, um jeden Tag ein bisschen die Welt zu retten.
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